Ein Samstagabend im Alten Land

VfB Oldenburg spielt bei der SV Drochtersen/Assel
Artikel vom 10. April 2025
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Oldenburg/fs. Ausflüge ins Alte Land haben sicherlich ihren ganz eigenen Charme. Wenn die Reisedelegation allerdings das Kehdinger Stadion zum Ziel hat, um dort bei der SV Drochtersen/Assel anzutreten, verneigt sich der Charme vor dem Respekt. Keine Mannschaft in der Regionalliga ist auf dem eigenen Grün derart stark, wie die Kehdinger. Dennoch will der VfB Oldenburg dort am Samstagabend, ab 17.30 Uhr seine Serie von 13 Spielen ohne Niederlage ausbauen.
Der Gegner: Seit der Spielzeit 2015/16 zählt die SV Drochtersen/Assel zum Stammpersonal in der Regionalliga-Nord und das mit mehrheitlich überdurchschnittlich guten Leistungen. Mit schöner Regelmäßigkeit spielen die Kehdinger im oberen Tabellendrittel mit, haben sich gleich dreimal für den DFB-Pokal qualifiziert dort mit starken Auftritten gegen Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder Schalke 04 für Furore gesorgt. Längst zählt die SVDA zum Kreis jener Mannschaften, denen ernsthafte Drittliga-Ambitionen nachgesagt werden. Zurecht, wie die Mannschaft von Trainer Oliver Ionannou in dieser Saison zeigt, denn nach 29 Spielen ist Drochtersen Tabellenzweiter.
Die Heimstärke: Vor allem auf dem eigenen Grün gönnt die SVDA der Konkurrenz selten ein Pünktchen. Zehn von 14 Heimspielen haben die Rot-Blauen gewonnen. Dabei reicht den Gastgebern oft schon ein Tor für den begehrten Dreier. Allein der VfB Lübeck und Holstein Kiel II konnten jeweils mit 1:1 punkten, der TSV Havelse holte mit einem 0:0 ebenfalls einen Zähler und dem SSV Jeddeloh II gelang mit einem 1:0 sogar ein Auswärtssieg.
Die Leistungsträger: Spricht man über die SVDA, muss man über zwei Spieler reden, die den Verein seit Jahren nachhaltig prägen. Torhüter Patrick Siefkes kam nach dem Regionalliga-Aufstieg von Wacker Nordhausen ins Alte Land und hat sich seitdem zu einem der besten Torhüter in der Regionalliga entwickelt. 278 Spiele hat Siefkes für seine SVDA absolviert und es wäre keine ganz große Überraschung, sollte der 35-Jährige noch das eine oder andere Spiel mehr bestreiten.
Mindestens so wichtig wie der Torhüter ist auch der Abwehrchef. 340 Pflichtspiele hat der Innenverteidiger mittlerweile für Drochtersen bestritten, seine Jugendzeit im Verein nicht mitgerechnet. Der nur 1,78 Meter lange Abwehrchef ist der vielleicht wichtigste Spieler in der Mannschaft. Van der Reith, fraglos nicht der Typ Modellathlet, ist nicht nur zweikampfstark, sondern vor allem enorm ballsicher, spielt so einfach, wie klugen Fußball und ist der Kopf des Spiels der Gäste, die darüber hinaus im Mittelfeld mit Matti Steinmann den perfekten Partner für den Abwehrchef gefunden haben.
Steinmann, beim Hamburger SV, in Dänemark, Indien und Australien als Profi am Ball, ist die Schaltstadion im defensiven Mittelfeld und, wie van der Reith, kaum zu ersetzen. Im Spiel beim Bremer SV fehlten beide aufgrund einer Gelbsperre, die SVDA blieb punktlos.
In die Reihe der Leistungsträger passt unstrittig auch Miguel Fernandes. Der Linksaußen, auch schon für den SSV Jeddeloh II, bei Holstein Kiel, dem VfB Lübeck, dem FC St. Pauli II und Teutonia Ottensen am Ball, ist mit neun Treffern aktuell bester Torschütze seiner Mannschaft. Ähnlich wertvoll ist auch ein ehemaliger Oldenburger. Justin Plautz, in Drochtersen mal Linksverteidiger, noch häufiger aber im Mittelfeld eingesetzt, hat den Mitspielern bereits sieben Tore aufgelegt.
Die Situation: Zum Titelgewinn wird es wohl nicht mehr reichen. Dabei war der Ehrgeiz im Winter noch groß, sogar ein Lizenzantrag für die 3. Liga soll gestellt worden sein, obwohl die Rahmenbedingungen dafür noch nicht ausreichen. Spätestens nach dem 0:0 gegen Tabellenführer TSV Havelse war dann aber klar, dass es darum gehen würde, den Vizetitel zu gewinnen.
Die Form: Mit dem 3:1-Sieg gegen Kickers Emden hat die SVDA im Spitzenspiel nochmal ein Zeichen gesetzt. Umso überraschender war die am Ende knappe 2:3-Niederlage im Nachholspiel beim Bremer SV, der bis in die Schlussphase hinein bereits mit 3:0 geführt hatte. Beim 0:0 in Lohne zeigte sich Drochtersen dann wieder deutlich stabiler.
Die Stärken: Drochtersen spielt enorm effektiven, cleveren Fußball, der auf einer kompakten Defensive basiert. Ein Blick auf das Torverhältnis macht deutlich, wie schwer die Kehdinger es den Gegnern machen, ein Tor zu erzielen. Mit lediglich 25 Gegentoren stellen sie die beste Abwehr der Liga, die vor allem im eigenen Stadion kaum Chancen gegen sich zulässt. Nur neunmal musste Patrick Siefkes, der keine Spielminute verpasst hat, hier hinter sich greifen. Oft reicht der SVDA deshalb schon ein Treffer, um das Spiel zu gewinnen.
Die Mannschaft: Dass Drochtersen in dieser Saison die Meisterschaft nicht gewinnen wird, hat auch mit dem Kader zu tun. Die Mannschaft ist enorm erfahren, körperlich robust, taktisch gut geschult, aber der Kader ist nicht sehr breit aufgestellt. Fallen Leistungsträger aus, sind sie kaum zu ersetzen. Mit Tjorve Mohr, der beim 3:2 der Kehdinger in Oldenburg das Siegtor erzielt hat, fehlt ein starker Innenverteidiger schon seit Wochen. Auch in Lohne haben sich einige SVDA-Kicker Blessuren zugezogen. Martin Sattler etwas musste verletzt ausgewechselt werden.
Die Startelf: Abhängig davon, wer letztlich wirklich zur Verfügung steht, könnte eine Startelf so aussehen. Im Tor führt kein Weg an Patrick Siefkes vorbei, der Routinier spielt immer. Die Dreierkette könnten Liam Giwah, Nico von der Reith und Justin Plautz bilden.
Matti Steinmann könnte auch in der Abwehrkette spielen, ist aber eigentlich der Fixpunkt im defensiven Mittelfeld. Darüber hinaus agierten hier zuletzt Maximilian Geißen, Sebastian Haut und Dennis Rosin. Offensiv ist Miguel Fernandez auf der linken Seite nicht zu ersetzen. Zentral durfte zuletzt Jelldrik Dallmann beginnen, allerdings wäre auch der wuchtige Haris Hyseni hier keine Überraschung. Sollte Sattler ausfallen, wäre Niklas Bär ein Kandidat.
Der VfB: Seit 13 Spielen hat die Mannschaft von Dario Fossi nicht mehr verloren und wird alles auf den Platz bringen, um diese starke Serie auszubauen. Das wird in Drochtersen natürlich nicht einfach, wenngleich der VfB dort oft gut ausgesehen hat. An Selbstvertrauen wird es der Mannschaft nach zwei sehr überzeugenden Siegen in Kiel und gegen Flensburg nicht fehlen. Hinzu kommt, dass Dario Fossi aktuell fast aus dem Vollen schöpfen kann. Man darf gespannt sein, ob der Trainer erneut jener Startelf vertraut, wie zuletzt oder auf verschiedenen Positionen wechselt.