Ammerländer stehen unter Druck

Artikel vom 26. April 2024

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    Oldenburg/fs. Ein Dorf rockt die Regionalliga. Das ist der selbstformulierte Anspruch des SSV Jeddeloh II. Allerdings ist es schon einige Jahre her, dass die Ammerländer mit ihren Gegnern fußballerisch „Rock’n’Roll“ gespielt haben. In der Saison 2017/18 belegte der damalige Aufsteiger Tabellenplatz sieben. Es sollte die beste Notierung bleiben. Aktuell steckt der SSV ganz tief im Abstiegskampf.

    Wirklich zu erwarten war das im Sommer nicht. Mit Key Riebau war zum 1. Juli des vergangenen Jahres ein Trainer angestellt worden, der durchaus für die größten Erfolge der Ammerländer stand. Riebau hatte den SSV nicht nur in die Regionalliga, sondern zudem auch in den DFB-Pokal geführt. Nach einer ebenfalls erfolgreichen Zeit als Trainer beim SV Atlas Delmenhorst kehrte der Sportwissenschaftler im Sommer an den Kanal zurück – als Nachfolger seines Nachfolgers, Björn Lindemann. Dass beide sich praktisch nochmal die Klinke in die Hand geben würden, war damals noch nicht absehbar.

    Der Kader wurde mit viel Routine verstärkt. Für die Abwehr wurde der 35 Pierre Becken verpflichtet, der zuvor für den BSV Rehden am Ball war und auf mehr als 40 Dritt- und 280 Regionalligaspiele zurückblickt. Robin Krolnikowski vom Greifswalder SC hatte auch schon in der vierten Liga gespielt, doch allen voran Kamen Hadzhiev galt als guter Griff. Gleich für fünf Jahre hatte der 32-jährige bulgarische Nationalspieler beim SSV unterschrieben. Er sollte die Mannschaft anleiten, dazu beitragen, dass die Ammerländer sich in der Regionalliga etablieren.

    Ein nachvollziehbares Ansinnen, allein es war nicht erfolgreich. Aus familiären Gründen bat der designierte Führungsspieler bereits nach der Vorrunde um Auflösung seines Vertrages. Hadzhiev wollte zurück nach Bulgarien. Wirklich schließen konnten die Verantwortlichen diese Lücke nicht. Zwar wurde der Kader im Winter nochmals durch vier neue Akteure aufgefrischt und allen voran Dennis Lerche schien sich als Glücksgriff zu entpuppen. Der Stürmer, zuvor bei Wattenscheid 09, hatte nicht nur markiere Sprüche auf Lager, sondern erzielte in vier Spielen auch vier Tore. Dass der 28-Jährige sich dann verletzte und seit Wochen fehlt, ist sicherlich ein Grund für die sportliche Misere der Ammerländer.

    Auszubaden hatte eben die der Trainer. Nach drei Siegen in Serie hatte seine Mannschaft beim HSV II 1:4 und gegen Eintracht Norderstedt 0:2 verloren. Key Riebau musste gehen und Björn Lindemann wurde als sein Nachfolger vorgestellt. Der ehemalige Profi, ausgestattet mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2025, sollte einen neuen Impuls geben. Tatsächlich punktete seine Mannschaft mit 1:1 bei Teutonia Ottensen, allein gewinnen konnte sie unter seiner Anleitung in bislang sechs Spielen nicht. Eine neue Chance dafür gab es am Mittwochabend im Nachholspiel gegen Phönix Lübeck, doch nach dem Schlusspfiff hieß es vor nur noch 266 Zuschauerinnen und Zuschauern 0:2. Eine bittere Niederlage, denn die Mannschaft hatte zuvor ein gutes Spiel gezeigt, aber ihre Chancen nicht genutzt. Hinzu kam, dass mit Konstantin Engel ein wichtiger Spieler eine umstrittene gelb-rote Karte kassiert hat und im Marschwegstadion nicht aufdribbeln darf.

    Fünf Siege, zwölf Unentschieden, zwölf Niederlagen, Tabellenplatz 15, so lautet die Bilanz des SSV Jeddeloh II, der dem VfB im Hinspiel einen glücklichen Punkt abtrotzen konnte. Ein Eigentor von Leon Deichmann konnten die Blauen seinerzeit in der Nachspielzeit durch Markus Ziereis noch ausgleichen.

    Spannend wird, wen Trainer Björn Lindemann am Samstag, ab 17 Uhr, in die Startelf beordert, denn frei von personellen Sorgen ist der Trainer-Rückkehrer nicht. Zuletzt fehlten mit Allah Ali Hamid und Kasra Ghawilu zwei sehr schnelle Spieler. Auch Bastian Schaffer, der im Mittelfeld vor allem kämpferisch vorangeht, und Torjäger Dennis Lerche mussten verletzt passen. Alle vier wären Kandidaten für die Anfangsformation. Auch Torhüter Nikolaos Koliofoukas, der im Hinspiel unstrittig bester Ammerländer war, stand nicht zwischen den Pfosten. Gut möglich, dass in Oldenburg erneut Felix Bohe im Tor steht, der beim 1:3 gegen den Bremer SV ganz viel Pech am Schuh hatte und das vorentscheidende 1:2 verschuldete.

    Auf einen anderen potenziellen Leistungsträger verzichten die Gäste freiwillig, denn Marcel Gottschling, der nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen den TSV Havelse die rote Karte gesehen hatte, wurde daraufhin vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert.

    Sind die Rollen vor dem Spiel also mehr als klar verteilt? Bedingt, sicher geht der VfB als Favorit ins Spiel, doch gerade im Duell mit den Blauen haben die Ammerländer in der Vergangenheit immer wieder überdurchschnittliche Leistungen gezeigt. Hinzu kommt auch, dass Punkte her müssen. Zwar warten mit Spielen gegen den SC Spelle/Venhaus und den Eimsbütteler TV lösbare Aufgaben, doch der Rückstand auf einen möglichen Relegationsplatz oder den Klassenerhalt ist schon stattlich und der nächste Gegner nach dem VfB Oldenburg ist der Tabellenerste Hannover 96 II, zudem muss das Spiel gegen den formstarken SV Drochtersen/Assel nachgeholt werden.

    Der VfB seinerseits kann selbstbewusst ins Spiel gehen. Beim Hamburger SV II gewannen die Oldenburger verdient und auch souverän mit 2:0. Dabei überzeugte die Mannschaft von Fuat Kilic mit starkem Zweikampfverhalten und enormer Kompaktheit in der Defensive.

    Marc Schröder wird gelb-gesperrt zwar passen müssen, doch dafür steht Christopher Buchtmann wieder zur Verfügung. An Motivation wird es sicher nicht mangeln, denn die Maßgabe von Fuat Kilic ist klar. Der Cheftrainer will bis zum Saisonende nicht mehr verlieren und das Spiel gegen den Nachbarn will der VfB natürlich gewinnen.

    Die Kassen öffnen am Spieltag um 15.30 Uhr. Erwartet werden bis zu 3.000 Fans. Tickets im Vorverkauf gib es hier: https://tickets-vfboldenburg.reservix.de/tickets-vfb-oldenburg-ssv-jeddeloh-in-oldenburg-stadion-am-marschweg-am-27-4-2024/e2136969