Appi betritt ein neues Spielfeld

Artikel vom 6. Mai 2024

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    Oldenburg/fs. Ein Leben fast ohne Fußball? Lange Zeit war das für Marcel Appiah unvorstellbar. Mehr als 400 Spiele hat er in den höchsten Ligen in Deutschland, den Niederlanden und den USA absolviert, Meisterschaften gewonnen, Aufstiege gefeiert, aber auch Abstiege erlebt. Doch damit ist im Sommer Schluss. „Appi“ betritt ein neues Spielfeld. Er arbeitet zukünftig als Workplace-Consultant für das Oldenburger Unternehmen WEMA friends of work.

    „Ich freue mich enorm auf die neue Aufgabe“, sagt der 36-Jährige, wenngleich er ehrlich einräumt, „dass ich sicher einige Dinge aus dem Fußball vermissen werde, allen voran das Zusammensein mit den Jungs, das Kabinenleben und natürlich habe ich bei aller Überzeugung auch den nötigen Respekt vor der neuen beruflichen Herausforderung.“ Dafür sei er allerdings bestens gewappnet, findet zumindest Christian Hoch. Der WEMA-Geschäftsführer, seit vielen Jahren auch engagierter Sponsor des VfB Oldenburg, hat die sportliche Karriere seines neuen Mitarbeiters in den vergangenen Jahren intensiv verfolgt und „ihm jetzt ganz bewusst eine berufliche Perspektive aufgezeigt.“

    Leistungssportler, sagt Christian Hoch, seien aus seiner Sicht prädestiniert für Führungsaufgaben und eine solche wird Marcel Appiah perspektivisch übernehmen. „Belastbarkeit und Teamgeist spielen eine große Rolle, aber auch das Wissen darum, wie man mit Niederlagen umgeht und Rückschläge verarbeitet. Das sind alles Themen, die Marcel als Profifußballer erlebt hat. Er betritt diesbezüglich also kein Neuland und die berufsspezifischen Dinge wird er bei uns lernen“, sagt der erfolgreiche Unternehmer.

    Er sei auch als Fußballer nicht vom ersten Tag an Profi gewesen, fügt Marcel Appiah schmunzelnd an. Eines allerdings konnte der großgewachsene Innenverteidiger immer für sich reklamieren: Ehrgeiz. Das galt nicht nur auf dem Rasen, wo er mit Macht Tore verhindern und Spiele gewinnen wollte. Unvergessen ist jene Szene aus dem Relegations-Rückspiel gegen Dynamo Berlin, als Appiah mit einem Kopfball auf der Torlinie ein sicheres ein drittes Gegentor verhindert hat. Das galt und gilt vor allem auch abseits des Rasens. Parallel zum Fußball studiert er internationales Management, spricht mehrere Sprachen fließend und häufiger ein Buch in der Hand als die Bedienung einer Spielkonsole, um mal ein gängiges Klischee zu widerlegen, das Profifußballern oft angedichtet wird.

    Marcel Appiah scheint also gerüstet zu sein, für die Karriere nach der Karriere. „Ich bin davon total überzeugt und freue mich, dass er Teil unseres Teams wird. Ganz bewusst spreche ich auch von einer Win-Win-Situation. Wir eröffnen ihm eine berufliche Perspektive und gewinnen einen Mitarbeiter, dem wir großes Potenzial attestieren“, sagt Christian Hoch. Für eben diese Perspektive ist der Noch-Fußballprofi dankbar. „Das ist für mich eine großartige Chance für einen reibungslosen Übergang. Ein echter Glücksfall. Wenn man vom Ende der aktiven Zeit noch weit entfernt ist, denkt man über so etwas nicht nach. Aber ich kann das heute alles sehr realistisch einschätzen und weiß, dass ich mindestens so hart arbeiten muss, wie am ersten Tag als Profi. Ich bin halt Berufseinsteiger“, sagt „Appi“. Er wolle lernen, Wissen aufsaugen, um nicht zuletzt auch dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, betont der 36-Jährige. „Ich halte mich für einen durchaus selbstkritischen Menschen und ich bin ehrgeizig. Mir ist klar, dass ich nichts geschenkt bekomme, aber ich erhalte hier eine Chance und die will ich nutzen.“

    Eine positive Begleiterscheinung: Marcel Appiah bleibt Oldenburger. „Als Fußballer war ich fast 18 Jahre lang unterwegs. Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich nach dem Sport wieder den Westen zurückkehre, aber jetzt bin ich froh, dass ich hierbleibe. Ich schätze Oldenburg, die Menschen hier und auch die hohe Lebensqualität in der Stadt.“

    Ein paar Tage darf der lange Abwehrrecke noch kicken, dann tauscht er Trikot und Kurze Hose gegen ein Business-Outfit. „Ich bin gespannt“, sagt er lachend. Gespannt und zuversichtlich, so wie auch Christian Hoch. „Wir wollen als Unternehmen weiter wachsen und ich bin überzeugt, dass wir mit Marcel einen neuen Kollegen gewinnen, der uns als Typ, mit seinem Ehrgeiz, seinem Netzwerk und seiner guten Art dabei sehr helfen kann.“